Wandmalereien
Du, Blaue Gans, wirst ewig steh'n!
„Der Humor in der Gans bei fröhlichem Suff
– er reibet die Mühsal des Lebens bald uff!“
Ein Eulenspiegel als Sinnbild des Schalks streckt seinen Zeigefinger in Richtung einer Blauen Gans. Wird in ihr der Humor erweckt, die Lebenskraft der Launigkeit und der Ausgelassenheit? Es ist eine Szene, die – wenn auch mit viel Fantasie – an Michelangelo erinnert: Der schlaffe Körper Adams in der Sixtinischen Kapelle liegt vor seinem Schöpfer und steht kurz vor der göttlichen Erweckung. Gibt es in Rom neben den Kapitolinischen auch Sixtinische Gänse? Das ist wohl gar nicht weit gefehlt, bei dem Wandbild handelt es sich um eine Verballhornung, wie sie im 19. Jahrhundert gerne auf den freien Wänden über den Tischen zur Unterhaltung der Gäste und als Gesprächsstoff angebracht wurde. Heute würde man sagen: „highly instagrammable!“
Auch ein anderes Emblem nimmt Anleihe an der Großen Kunst: „Wo sanft die Haare friedlich flattern / um Menschenstirnen freundlich weh’n / da sieht man Schlangen hier und Nattern / die giftgeschwollenen Bäuche blähen.“ Schiller ist das, Die Kraniche des Ibykus, in der Gans wird daraus: „… da sieht man Schnäbel nur, die schnattern: Du, Blaue Gans, wirst ewig steh’n!“
Nebenstehend muss ein ziemlich deutschtümelndes Volkslied aus 1848 daran glauben, welches im Original lautet: „Strömt herbei, ihr Völkerscharen / zu des deutschen Rheines Strand; wollt ihr echte Lust erfahren / o so reichet mir die Hand.“ So schnell kann der Rhein gar nicht fließen, wird aus ihm die Salzach, an die die Völkerscharen strömen sollen, weil man dort „vor etlich hundert Jahren / die Blaue Gans bekommet hat“.
Das ist politisch gerade noch korrekt, anders als das letzte Emblem, das sich auf ein Kinderlied bezieht und die „Mägdelein“ scheinheilig vor dem „Jägersmann“ warnt, „dass man, er hat die Gans gestohlen von euch nicht sagen kann.“ Bitte, blicken wir mit Milde auf den Humor der Vergangenheit – den Beweis, dass im Rückblick unserer der bessere sei, müssen wir erst noch antreten.
Impressionen