
Natürlich können Wände nicht sprechen

… wobei, bei einem Haus, auf dessen Giebel die magische Zahl „1350“ steht, wäre wohl alles denkbar. Soweit reichen die wenigsten Stammbäume zurück, erforscht oder nicht. Und dennoch trägt ein jeder so sein Erinnerungshaus mit sich durchs Leben, und ab und zu schaut wer aus einem der Fenster hervor. Oder ein Geruch steigt auf, ein Klang ertönt … oder man meint ihn auch nur zu hören, aus der Ferne, durch viele dicke Mauern hindurch. Ein Menuett von Kinderhand? Oder sein Papa? Oder doch mehr Swing-Schwung?

Hausherr Andreas Gfrerer ist als Kind oben auf den Treppen gesessen, die zum Mexicano Keller und Salzburgs Jazz Paradies führten. Und lauschte. Und erinnerte sich, Jahre später, als Spielorte für den „Salzburger Jazz Herbst“ gesammelt wurden. Der Keller! Die Ella! Die Musik! Sie steckt irgendwie noch drin, und dringt immer wieder hervor, manchmal nur für ihn hörbar, zum Glück oft für alle. Leihweise kamen ein paar Schweine dazu, und eines Abends die Soli von Renaud Garcia Fons … Wie wunderbar ist doch das Leben, eine riesige Viecherei, una gran cerdada! Da habe er sich entschlossen, das Schweinebild zu kaufen. Und wann immer er es betrachtet, erklingt der Doppelbass.
Und nachts, spät nachts, wenn auch die Festspielmusik aus der Hofstallgasse verstummt und die Künstler, von der Blauen Gans wohl behütet, ruhen, ja dann … bleiben die Wände weiterhin geheimnisvoll stumm. Und alles träumt.
Karin Buchauer