Alois Grasmayr

Freigeist, Literat, Kunstsammler und Barfuß-Millionär.

Es war ein Lebensweg wie aus einem Hollywood-Film: Ein armer Innviertler Bauernbub wird zunächst ein ebenso armer Dorfschullehrer in Großarl und Wagrain, widmet sich der Dichtung und lernt auf diesem Weg illustre Persönlichkeiten kennen, darunter die Wiener Kunstliebhaberin und Industriellentochter Magda Mautner-Markhof, die er 1913 heiratet. Alois Grasmayr ist eine der spannendsten Figuren des Salzburger Bürgertums, und wahrscheinlich würde er an dieser Stelle protestieren, die solche Zugehörigkeit behauptet. Seine Leidenschaften waren Weltreisen und die Beschäftigung mit dem goetheschen Faust-Stoff, den er wieder zu einem Volksbuch machen wollte.

Das Paar zog nach Salzburg und investierte wegen der drohenden Inflation die stattliche Mitgift in Immobilien. Neben dem Hotel Bristol, dem Hotel Stein und dem Sternbräu kauften sie die Blaue Gans. In der Villa auf dem Mönchsberg lud Grasmayr einen literarisch-kulturellen Kreis zu sich: Hermann Bahr, Peter Rosegger, Felix Braun, Anton Faistauer, Georg Rendl, Stefan Zweig u.a.

Für die Salzburger war er angesichts seiner Exzentrik ein eigenwilliger Zeitgenosse. Sein Outfit entsprach nicht ganz seinem Vermögen. „Der barfüßige Millionär“, philosophierend und sich seinen Faust-Studien widmend, schlenderte oft barfuß und mit Strohhut auf dem Kopf durch die Stadt. Weniger nachlässig als seine Kleidung allerdings war seine Haltung: Die Gestapo verhaftete den Pazifisten zwei Mal wegen „Wehrkraftzersetzung“. Einer seiner Söhne gehörte der Salzburger Widerstandsgruppe „O 6“ an.

Auch als Kunstsammler ging er eigensinnige Wege. Für seine Nase spricht, dass er schon sehr früh Arbeiten von Egon Schiele sammelte. Als Mitbegründer der Gruppe Wassermann setzte er sich für die Bildende Kunst in Salzburg ein und unterstützte Künstler wie Paul Klee, der 1911 in der Blauen Gans übernachtete, und Alfred Kubin.