Mönchsberg

Immer noch Sturm bei Stefan Zweig.

„Wo im Schatten herbstlicher Ulmen der verfallene Pfad hinabsinkt, / Ferne den Hütten von Laub, schlafenden Hirten, / Immer folgt dem Wandrer die dunkle Gestalt der Kühle … „

Mit Versen von Georg Trakl werden wir begrüßt, wenn wir, vom Toscaninihof kommend, auf den Mönchsberg steigen. 122 Stufen hat Festspielhaus-Architekt Clemens Holzmeister für die nach ihm benannte Stiege dem Fels abgerungen und mit gestocktem Beton Gewölbe und Geländer in Form einer Schlange modelliert, wie sie Tamino am Beginn der Zauberflöte in Angst und Schrecken versetzt: „Zu Hilfe, zu Hilfe, sonst bin ich verloren …!“

Wir aber sind nicht verloren, selbst wenn der dunkle Trakl uns Geleit gibt. Immerhin können wir uns weiter der Literatur überlassen, wenn wir unseren Spaziergang in Richtung des Kuppelwieser-Schlössl fortsetzen, Peter Handkes Salzburg Residenz während der Gymnasialzeit seiner Tochter Amina.

Dort, in der Nähe der Richterhöhe, befindet sich ein historischer Weingarten, den die Pfadfinder pflegen und so sehr mit neuem Leben erfüllt haben, dass seit ein paar Jahren ein überraschend trinkbarer Wein geerntet werden kann. 2011 war Premiere für den Frühroten Veltliner Mönchsberg Zwinger, zeitgleich mit dem Auftragswerk Immer noch Sturm von Peter Handke für die Salzburger Festspiele, die sich von der Blauen Gans eine Osmizza wünschten. Eine slowenische Buschenschank zu Ehren Handkes und zur Erbauung aller Salzburger:innen von nah und fern sollte sie sein, ein Ereignis wie in den Weingärten des Triestiner Karst, als Salzburg-Version im Vorgarten des Stefan Zweig Zentrums. Gemeinsam mit dem Technik-Team der Festspiele schufen wir einen Ort, wie er poetischer nicht sein konnte: traumwandlerisch an den Grenzen Europas entlang, stilsicher zwischen den Kulturen des Meeres und des Berges. Im Glas: wahlweise der Wein aus dem Karst oder – damals exklusiv bei uns erhältlich – vom Mönchsberg, zu dessen Verkostung man sich auf den steilen Weg hinauf machen musste.