
Archäologie

Tiefschürfende Entdeckungen in der Blauen Gans
Die Archäologie war bereits mehrfach zu Gast in der Blauen Gans. 2012 wurde ein großer 150 qm Keller unter die Fundamente aus dem 14. Jahrhundert gegraben, 2018 und 2021 die Räume am Herbert-von-Karajan-Platz für Gastronomie adaptiert (Gartenschank).
Beim Kelleraushub zeigte sich, dass dieser Platz seit der Antike (1. Jh. n. Chr.) „belebt“ wurde. Er lag im Uferbereich der Salzach, die heutigen Artefakte wurden als Siedlungsmüll dort deponiert.
Aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammen erste schriftliche Aufzeichnungen zu Eigentümern der Liegenschaften an der Stelle der heutigen Blauen Gans. Ihre materiellen Hinterlassenschaften fanden sich wiederum in Senkgruben, die zur Abwasser- und Abfallentsorgung genutzt wurden. Zeig mir Deinen Müll – und ich sag´ Dir wer Du bist!
(Ulli Hampel, ARDIG Grabungsdienst)
Bild: Grabungen in der heutigen Küche
Fenster 1: Mittelalterliche Töpfe und Kanne (14./15. Jhdt.)
Unglasierte, grautonige „reduzierend gebrannte“ Keramiktöpfe wurden im Mittelalter zum Kochen verwendet. Sparsamer Dekor mit Rollrädchenverzierungen oder Horizontalrippen diente auch zur besseren Handhabung durch die raueren Oberflächen.
Der Krug gehört auf den Tisch, vielleicht auch zur Ausschank? Über den Inhalt wissen wir nicht Bescheid. Die ersten Hausbesitzer (1350) waren jedoch noch keine Wirte, als Gewerken im Bergbau gehörten sie zur vornehmen Bürgerschicht.


Auch im 16. Jahrhundert Neuzeit eroberte erneut eine mediterrane Tischkultur Salzburg. Einzelgedecke, Inszenierungen und kostbare Speisen erforderten in der ausgehenden Renaissancezeit bzw. dem Frühbarock eine exklusive Rahmung. Zerbrechliches, mundgeblasenes Glas wurde aus Vendig importiert, um die festliche Tafel zu schmücken und die Gäste auf eine sinnliche Reise in den Süden einzuladen. Herstellungsweise und Rezepturen wurden lange als Geheimnis gehütet, durch „Spionage“ gelangte das Wissen (wie beim Porzellan) auch nach Österreich (v.a. Böhmen).


Fenster 4:
Münzen (2. & 17. Jhdt.)
Das As zeigt das Portrait des römischen Kaisers Commodus (180-192 n. Chr.), die Münze wurde 175/176 n. Chr. noch unter seinem Vater Marc Aurel (161-180 n. Chr.) für den mitregierenden Sohn geprägt. Diese Portraitdarstellungen sollten das Bildnis des Kaisers bis an die entlegenen Grenzen des römischen Reiches transportieren. Marc Aurel (bekannt durch seine heute noch geschätzten „Selbstbetrachtungen“) und Commodus hielten sich nachweislich an der Donau, somit wahrscheinlich auch im heutigen Österreich auf.


Fenster 5:
Messer und Bügelschere (Römische Kaiserzeit)
Ein Eisenmesser als persönliches Werkzeug – so funktionell, dass es aus sich heraus zeitlich nicht eingeordnet werden kann. Ob in der Antike oder im Mittelalter, Form wird durch Funktion bestimmt. Der Griff aus organischem Material (Holz, Bein, Geweih) ist durch die lange Lagerung im Boden verloren. Von der Schere ist nur mehr ein Arm erhalten geblieben.
Unser Messer stammt aufgrund der Fundlage wohl aus der Römischen Kaiserzeit. 2.000 Jahre Kochkultur in der Blauen Gans!

