Die Rakete „Vertigo“

Im Kräutergarten steht eine Rakete mit Höhenangst.

Vor dem Raketenstart war Nervosität in der Luft. Chris Janka und David Moises überprüften nochmals die Befüllung ihres umgebauten Heizkessels, den sie mit Druckluft und 300 kg Heilschlamm befüllt hatten. Nun stand das Ungetüm „Vertigo“, die Rakete mit Höhenangst, zum Start bereit auf dem Karajanplatz. Trotz Höhenangst kann sie recht hoch fliegen, 20 Meter waren der Rekord, und dann sollte man nicht in der Nähe sein, wenn sie der Anziehungskraft der Erde nachgibt. „5-4-3-2-1-Ignition-Take Off!“ Für unseren groß angekündigten Raketenstart im Rahmen des Festes zur Festspieleröffnung 2011 war gerade so viel Druckluft eingefüllt, dass die Rakete einen kleinen Hopser zur Seite machte und mit lautem Flatulenzgeräusch den Inhalt ihres Bauches auf die Straße ergoss. Ein Spiel mit unseren Erwartungen und ein herrliches Bild des Scheiterns zu Beginn der Festspiele, auf deren Bühnen bekanntlich nichts schiefgehen darf!

Nun steht die Rakete als Erinnerung an frühere Flugversuche im Innenhof, der auch die Funktion eines Gartens, eines „Hortus Conclusus“ erfüllt. Den Innenhof der Blauen Gans, so unsere Vorstellung, haben die Menschen die Jahrhunderte hindurch für den Anbau von Kräutern genutzt, um ihre Gerichte zu veredeln oder – profaner – den oftmals strengen Geschmack der Speisen, sagen wir: dominant zu begleiten.
Im Innenhof geben die Köche in den tropfenförmigen, unterleuchteten Hochbeeten ihrem grünen Daumen nach. Der ist auch gefordert: für drei Kilo Kräuterbutter braucht man ein Viertelkilo Kräuter. Sie sollen wachsen und sich ausbreiten, um auch als Kräutersalz, aromatisierte Öle und Essige, Essenzen, Tinkturen über die Küche hinaus die Gäste des Hauses zu erfreuen. Neben der „Vertigo“ gedeihen die Tomaten ganz ohne Höhenangst so prächtig, dass man sie vom Fensterbrett aus naschen kann – wenn man das richtige Zimmer hat.