Architektur

In Hülle und Fülle.

„Es gibt keine neutrale Gestaltung.“ sagt Christian Prasser. „Ich bin selbst in einem Altstadthaus in der Steingasse aufgewachsen, auf der anderen Seite der Salzach. Ich weiß aus früher Kindheit, was es bedeutet, in einem jahrhundertealten Haus zu wohnen. Deshalb fließen meine Erfahrungen auf ganz natürliche Weise in die Gestaltung der Blauen Gans mit ein.“ Für den in Wien lebenden Architekten Christian Prasser verkörpern die unterschiedlich geschnittenen Räume, die niedrigen Decken, der unregelmäßige Putz, die Gewölbe und Arkadengänge ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit – Assoziationen, die im starken Gegensatz zu den offenen und cleanen Raumstrukturen moderner Hotelarchitektur stehen.

Die einfachen, „klassischen“ Möbelformen wie Bett und Schreibtisch in den Zimmern im Getreidegasse-Trakt, die er für die Blaue Gans entwarf, sprechen trotz der Verwendung von astigem Eichenholz die Sprache modernen Designs. Die groben Eichenholzdielenböden und die gewalkten Wollstoffe verweisen auf den „Gebirgsstadt-Charakter“ der Stadt. Eine ironische Spitze sind die Dirndlstoffe für die Leuchten, ein Entwurf von polkadesign – eine liebevolle, wenn auch nicht ganz ernst gemeinte Anspielung auf die Salzburger Trachtenkultur in der Gasse der Bürger.
Am Karajanplatz, einst und jetzt Schauplatz des „höfischen Lebens“, lässt die Gestaltung der Zimmer und Suiten bei aller Schlichtheit eine mondänere Haltung erkennen. „Architektur wird oft als Hülle begriffen. Wir bauen in die Hülle, die die historische Bausubstanz darstellt, eine weitere Hülle voller Bezüge und Anknüpfungspunkte, die wir den Gästen als gedanklichen Freiraum anbieten.“