Neutor
Giftige Winde und heftige Temperaturwechsel.
Der Bau des Sigmundstores in den Jahren 1764–67 geht auf Erzbischof Sigmund Graf Schrattenbach zurück und damit die Erschließung des hinter dem Mönchsberg gelegenen Stadtviertels Riedenburg. Von der Blauen Gans aus gut zu sehen ist die „Zahnlücke“ (Architekt Christian Prasser) über dem Neutor. Sie erinnert an den seinerzeitigen Versuch, schon 1676, den Mönchsberg zur Gänze zu durchschneiden!
Eine imponierende technische Leistung schaffte eine weniger aufwendige Lösung: 40 Schanzer und Bergknappen hatten Tag und Nacht geschuftet und der eine oder andere hat sich vermutlich in der benachbarten Blauen Gans nach getaner Arbeit den Staub aus den Lungen gespült. Bereits im September 1765 meldete die Chronik, dass „ein jedweder Mensch de facto ganz commode durchgehen könne“. Dabei hatten die schlimmsten Prognosen auf 20 Jahre Bauzeit gelautet und statt der geschätzten 80.000 Gulden beliefen sich die Kosten schlussendlich auf 3.600 Gulden. Ein umgekehrter Berliner Flughafen!
Während Leopold Mozart dieses neue Tor für einen „sehr guten Gedanken“ hielt, fürchteten sich Zeitgenossen vor den „giftigen Winden“ vom Moor herein, das damals bis in die Riedenburg reichte. Noch anno 1816 glaubte man, „Alte und Lungensüchtige“ vor einem Gang durch den 135 Meter lange Tunnel warnen zu müssen: wegen des „heftigen Temperaturwechsels“. Die beiden Riesenportale, stadtauswärts mit einer Schrattenbach-Plastik und der Inschrift „Te saxa loquuntur“ (Dich rühmen die Steine), kosteten ein Mehrfaches des Durchbruchs. Im Biedermeier galt dieses „kühle Felsengrotten-Thor“ als „Attraktion ersten Ranges“.
Impressionen