Im Lockdown mit Mozart

Eine Klassik-WG für Weltstars.

Am 27. Jänner ist Mozarts Geburtstag, der in Salzburg mit einem Festival gefeiert wird. Zur Mozartwoche bevölkern Mozart-Enthusiasten und Salzburg-Kenner die Stadt, denn sie wissen: Konzentrierter kann man die Magie seiner Musik nicht erfahren als Ende Jänner, wenn der Schnee die Alltagslaute dämpft und die Stadt sich selbst überlassen ist wie sonst selten im Jahr.

Im Jahr 2021, zu Mozarts 265. Geburtstag, hatte sich zwar kein Schnee, aber die Bedrohung durch ein Virus über die Stadt gesenkt. COVID-19 machte die Durchführung von Konzerten mit Publikum unmöglich. Die Stiftung Mozarteum als Veranstalterin hatte lange vor der Absage die Künstler:innen bereits gebucht, wollte aber wegen des besonderen Anlasses nicht aufgeben und ließ sie allesamt doch nach Salzburg kommen, um Mozart via Streaming – vor leeren Rängen, aber voller Freude am Musizieren – die Reverenz zu erweisen. Da die meisten Hotels geschlossen waren, und nur ein gallisches Dorf namens Blaue Gans den Anfeindungen des Virus trotzte, trug es sich zu, dass sich eine Art Klassik-WG für Weltstars in unserem Haus bildete. Daniel Barenboim war da, Martha Argerich, Magdalena Kozena, Xavier de Maîstre, Luca Pisaroni, Renaud Capuçon, Cecilia Bartoli, Mozartwoche-Intendant Rolando Villazon und auch Placido Domingo, dessen 80. Geburtstag in diese Woche fiel und der sich ein gemeinsames Abendessen wünschte.

Das Virus hat mir viel genommen, aber für die Erinnerung an diesen bemerkenswerten Abend bin ich ihm ebenso dankbar wie für einen neuen Gast: Daniel Barenboim hat es so gut bei uns gefallen, dass er vom häufigen Stammgast unseres Restaurant zu einem solchen des Hotels wurde, wo man manchmal nicht umhin kommt, Ohrenzeuge des durchaus geläufigen Klavierspiels meines 83-jährigen Vaters zu werden, wenn er bei offenem Fenster ein Konzert für Salzburg gibt. Ich gebe zu, dass dies eine ungewöhnliche Konstellation für ein Hotel ist. Allerdings: Was sonst meint der Filmtitel Sound of Music, wenn nicht die Allgegenwart der Musik in dieser Stadt? Und wo sonst als in einem festspielerprobten Kunsthotel verabschiedet sich ein Musik-Genie bei seiner Abreise mit dem durchaus als Anerkennung gemeinten Auftrag: „Grüßen Sie mir Ihren Vater. ER SOLL WEITERÜBEN!“